1996 stellte TAG Heuer die erste Neuauflage der Carrera vor und folgte damit einem vorsichtigen Ansatz, der zu einem Modell führe, das nahezu einer 1:1-Kopie der ersten Carrera von 1963 entsprach. In den zwei darauf folgenden Jahrzehnten und darüber hinaus haben wir gesehen, wie sich die Carrera zunächst schrittweise von diesen getreuen Wiederauflagen entfernt hat und dann in Form mutiger neuer Versionen erschienen ist, in denen die Kollektion ihre eigene Vision davon zeigte, was ein moderner Sportchronograph sein sollte. Zu den Merkmalen, die alle TAG Heuer Carrera Modelle seit 32 Jahren gemeinsam haben, gehören die ausdrucksstarke Geometrie des Gehäuses mit seinen einzigartigen Bandanstößen und die Ablesbarkeit und Zuverlässigkeit des Chronographen unter anspruchsvollsten Bedingungen wie beim Motorsport.
In unserem Beitrag über den Vintage-Chronographen Heuer Carrera berichteten wir von den fünf Generationen des Carrera Chronographen, die im Zeitraum von 1963, als die erste Carrera eingeführt wurde, bis 1985, als die letzte Carrera in einem TAG Heuer-Katalog erschien, vor einer anschließenden Produktionspause herausgegeben wurden. Die ersten fünf Generationen der Carrera bestanden aus der ersten Generation – den ursprünglichen Carreras in traditionellen runden Gehäusen –, der zweiten Generation in C-förmigen Gehäusen von 1969 mit den neuen Automatikwerken, der dritten Generation – vier Tonneau-förmigen Carreras, angetrieben von dem Calibre 12 –, der vierten Generation, die 1978 mit verschiedenen Quarzwerken eingeführt wurde, und der fünften Generation – zwei Chronographen, die 1984 vorgestellt und von dem Uhrwerk Lemania 5100 angetrieben wurden.
Nun schreiben wir die Geschichte der Carrera weiter, knüpfen an der 1996 eingeführten sechsten Generation an und fahren mit den 2015 und 2019 eingeführten Modellen fort, die der zwölften und dreizehnten Generation entstammen.
Seit der Wiedereinführung der Carrera im Jahr 1996 haben wir gesehen, wie TAG Heuer die Carrera Kollektion von einer einfachen Hommage an die Originalmodelle bis hin zu Modellen weiterentwickelt hat, die eine ganz eigene Identität besitzen, die fortschrittlichsten Materialien und Zeitmesstechnologien von heute umfassen und dabei dennoch stets dem Ursprung der Carrera treu bleiben.
Wie in unserem Beitrag über die allerersten Neuauflagen der Carrera beschrieben, produzierte TAG Heuer 1996 drei Modelle der Carrera – die Carrera mit schwarzem Zifferblatt und einem Edelstahlgehäuse (CS3111) und die Carrera mit weißem Zifferblatt und einem Edelstahlgehäuse (CS3110) und die Carrera mit weißem Zifferblatt und einem Gehäuse aus 18 Karat Gold (CS3140).
Diese erste Carrera Neuauflage entsprach der ursprünglichen Heuer Carrera von 1963 in fast jeder Hinsicht, vom 36-mm-Edelstahlgehäuse über die Geometrie der Drücker und der Krone bis hin zum Design des Zifferblatts und der Zähler. Alle drei Versionen der Carrera Neuauflage von 1996 haben die dezimale Minutenskala auf dem Zifferblatt aufgedruckt, die 1963 eine der verfügbaren Versionen war. Die Neuauflage unterscheidet sich von den Originalmodellen aus dem Jahr 1963 dadurch, dass die Originalmodelle den Schriftzug „Carrera“ über dem Heuer-Wappen auf dem Zifferblatt tragen, die Neuauflage hingegen nicht.
In den späten 1990er-Jahren wurde die Serie um zwei Modelle erweitert, eines mit schwarzem Zifferblatt und eines mit lachsfarbenem Zifferblatt, mit kontrastierenden Ringen um alle drei Zähler. Obwohl die Ergänzung dieser Ringe ein relativ kleines Detail sein mag, signalisierte dies, dass TAG Heuer von der Eins-zu-eins-Neuauflage zu Modellen übergehen würde, die das volle Potenzial der Kollektion ausschöpfen sollten.
Der Beginn des neuen Jahrtausends brachte eine große Veränderung bei TAG Heuer: Das Unternehmen wurde von dem französischen Luxuskonzern LVMH gekauft, der schnell einen neuen CEO einsetzte: Jean-Christophe Babin. Das neue Managementteam unternahm zwei Schritte, die sich tiefgreifend auf die Produktpalette auswirkten – erstens verlagerten sie die Carrera und die Monaco von Uhren in limitierter Auflage zu einem Teil der permanenten Kollektion, und zweitens wurde die Entscheidung getroffen, Jack Heuer die Position des Ehrenvorsitzenden bei TAG Heuer anzubieten.
Die Carrera entwickelte sich schnell von einer Retro-Neuheit zum Herzstück der TAG Heuer Kollektion, eine Strategie, die bis heute anhält.
Während die Neuauflage von 1996 der originalen Carrera von 1963 treu blieb, beschränkten sich die neuen Designs der "Classics Collection" im Jahr 2000 nicht auf die Stilelemente eines historischen Modells. Darüber hinaus erhielten die neuen Modelle Automatikwerke anstelle von Handaufzugswerken.
Es gab zwei Varianten der neuesten Carrera: eine Drei-Zeiger-Uhr mit weißem Zifferblatt (WV2112) und eine GMT-Version (WS2113) mit schwarzem Zifferblatt, wobei der vierte Zeiger dem Träger ermöglichte, die Zeit in einer zweiten Zeitzone zu verfolgen. Abweichend von den Zifferblättern der früheren Modelle, die nur minimal verziert waren, verwendeten diese beiden "Classic"-Modelle arabische Ziffern für die Stunden und eine "Eisenbahn"-Minuterie für die Minuten.
Während die ersten Neuauflagen der Carrera ein großer Erfolg waren, waren die 36-Millimeter-Gehäuse für damalige Verhältnisse klein. Dies wurde 2002 angegangen, als TAG Heuer eine von dem Vermächtnis der Carrera inspirierte Kollektion auf den Markt brachte, die das Design des Originals übernahm, das Gehäuse aber auf 39 Millimeter vergrößerte. Zu den drei Modellen gehörten eines mit weißem Zifferblatt (CV2110) und zwei mit schwarzen Zifferblättern, eines davon ganz in Schwarz (CV2111) und eines mit kontrastierenden "Daytona-Ringen". Die neuen Uhren trugen das Logo der Marke TAG Heuer und waren mit dem Automatikwerk Calibre 17 ausgestattet, bei dem das Datum bei 4:30 Uhr positioniert war.
Es gab auch zwei Sondereditionen dieser Generation, beide mit zwei Zählern. 2004 brachte TAG Heuer anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Carrera (CV2117) ein Sondermodell heraus. Diese Uhr enthielt das Farbschema, das als "Jack Heuer Farben" bekannt wurde, eine Kombination aus dunklen und hellen Grautönen mit roten Akzenten.
2005 gab TAG Heuer zu Ehren der Ennstal Classic, einer österreichischen Rallye für Oldtimer, ein weiteres Modell mit zwei Zählern (CV2118) heraus. Die prägenden Merkmale dieses Modells waren die leuchtend roten Streifen auf dem Chronographenminutenzähler und der rote Chronographensekundenzeiger.
2004 stellte TAG Heuer eine neue Version der Carrera vor, die eine klare Abkehr von allen Vorgängermodellen darstellte. Anstatt sich eng an das Design früherer Modelle zu halten, war die neueste Carrera ein Statement des Unternehmens, wie eine moderne Carrera funktionieren könnte. Diese Generation stellte den Übergang von dem, was wir "Retro-Designs" nennen könnten, zu zeitgenössischen Designs dar, die von der Vergangenheit geprägt waren.
Die neue Serie (CV20XX) besaß ein 41-mm-Gehäuse mit den klassischen Carrera-Bandanstößen und den Chronographendrückern. Die bedeutendste Änderung war die Ergänzung einer festen externen Lünette mit Tachymeterskala – für die Carrera eine Premiere. Obwohl Rennfahrer selten Gelegenheit haben, ihre Zeit über eine gemessene Meile zu erfassen, ist die Tachymeterskala auf dem Zifferblatt oder der Lünette einer Uhr de facto zum Symbol des Motorsports geworden. Heuer hatte die Carrera von Anfang an mit Tachymeterskalen ausgestattet, doch diese waren stets auf das Zifferblatt aufgedruckt gewesen, und keine Carrera hatte jemals eine externe Lünette besessen.
Die Anordnung des Zifferblatts – mit drei Zählern bei 12, 9 und 6 Uhr und einem Datum bei 3 Uhr – wurde durch die Verwendung des Uhrwerks Calibre 16 bestimmt, das TAG Heuer hier zum ersten Mal für eine Carrera verwendete.
Ebenfalls in den 2000er-Jahren begann TAG Heuer mit der Einführung von Konzeptuhren, eine Idee, die häufig in der Automobilindustrie Einsatz findet. Eine der ersten Konzeptuhren war die Carrera Calibre 360, die einen in 1/100-Sekunden-Schritten markiertes Zähler besaß. Die Carrera Calibre 360 unterstrich die Ambitionen von TAG Heuer als Manufaktur und war ein Statement, dass das Unternehmen nicht nur seine eigenen Uhrwerke für die Standardmodelle der Marke herstellen würde, sondern bereit war, in einer kleinen Werkstatt bis an die Grenzen der Haute Horlogerie zu gehen.
Die Einführung einer neuen Carrera im Jahr 2010 sollte sowohl für TAG Heuer als Unternehmen als auch für die Carrera als Flagship-Kollektion der Marke "Premieren" bedeuten. Zum ersten Mal überhaupt sollte die Carrera von einem hauseigenen Uhrwerk des Unternehmens angetrieben werden. Kein Valjoux mehr, kein ETA mehr, kein Lemania mehr. TAG Heuer würde das Uhrwerk Calibre 1887 selbst produzieren und sich somit von jeglichen Abhängigkeit von Drittanbietern befreien.
So wie die Verwendung des Calibre 1887 einen Neuanfang für TAG Heuer darstellen sollte, schien es, als hätten die Designer auch bei der Carrera den Reset-Knopf gedrückt. Das neue Calibre 1887 sollte keiner Weiterentwicklung von Modellen im Katalog als Antrieb dienen, sondern einer Uhr, die sich an der allerersten Carrera von 1963 orientieren würde.
Die neue Carrera sollte alle Schlüsselelemente enthalten, die die originale Carrera zu einer Ikone von Schlichtheit und Funktionalität gemacht hatten: zwölf einfache Stundenindizes, polierte Streichholzzeiger aus Edelstahl, eine Innenlünette mit Minuten- und 1/5-Sekunden-Markierung (obwohl das Calibre 1887 1/4-Sekunden-Einteilungen aufwies, die mit dem 28.800-VPH-Uhrwerk kompatibel waren) und ein Edelstahlgehäuse mit markanten abgeschrägten Bandanstößen. Die neueste Carrera schöpfte ihre Inspiration eindeutig aus der ältesten Carrera, und obwohl die Kombination von Designkomponenten aus verschiedenen Epochen nicht immer zu einem Objekt führt, das die Schönheit des Originals widerspiegelt, funktionierte dieses Konzept bei der Carrera Calibre 1887 perfekt. Dieser Chronograph sah aus, als wäre er von derselben Hand gezeichnet worden, die vor fast 50 Jahren die ersten Carreras entworfen hatte.
Doch obwohl die Carrera Calibre 1887 der Kern der Carrera-Kollektion von TAG Heuer war, sollte die Marke die beliebte Uhr auch in eine andere Richtung lenken. Als das Unternehmen begann, seine uhrmacherischen Fähigkeiten mit den Mikro-Plattform-Uhren zu demonstrieren, wählte es die Carrera als Basis für diese neuen Haute-Horologerie-Designs. Die Palette der hochpräzisen mechanischen Chronographen von TAG Heuer, die sich bis zur 5/10.000-Sekunde erstreckt, setzte Maßstäbe, die keine andere Marke erreichen konnte.
2015 kam die erste Carrera Heuer-01 auf den Markt, die die Vision des neuen CEO Jean-Claude Biver repräsentierte. Die Carrera Heuer-01 verwendete eine modifizierte Version des Calibre 1887 (Heuer 01) und ein modular aufgebautes Gehäuse mit offenem, skelettiertem Zifferblatt.
2016 folgten weitere Modelle wie die Blue Touch Edition sowie ein 43-mm-Modell mit traditionellerem Zifferblatt.
Mit der Einstellung des Uhrwerks Heuer 01 im Jahr 2018 wurde die Palette der Carrera-Chronographen mit skelettiertem Zifferblatt überarbeitet. Heute werden sie von dem Uhrwerk Heuer 02 angetrieben. Das Uhrwerk Heuer 02 bietet eine klassische 3-6-9-Zifferblattkonfiguration mit einem Datum bei 6 Uhr. Zu dieser neuen Carrera Serie gehörte ein GMT-Chronograph, der erste von Heuer produzierte GMT-Chronograph seit der Autavia Mitte der 1980er-Jahre.
Zur gleichen Zeit, als TAG Heuer Carrera Chronographen mit großen Gehäusen (43 bis 45 mm) und skelettierten Zifferblättern entwickelte, brachte das Unternehmen auch eine Reihe von Carrera Modellen im Heritage-Stil auf den Markt, deren Design den Neuauflagen von 1996 ähnelte.
Diese Carrera Serie verfügt über ein 39-mm-Gehäuse mit einem erhabenen, gewölbten Uhrenglas, das TAG Heuer als "Glasbox" bezeichnete. Das Gehäuse mit dem neuen Stil feierte 2015 mit dem Chronographen Carrera Calibre 18 Telemeter sein Debüt, der über ein weißes Zifferblatt und kontrastierende Zähler verfügte. Im Sommer 2017 erschienen zwei Carrera Chronographen in limitierter Auflage mit "Glasbox"-Gehäuse, beide angetrieben von dem Calibre 18 – die TAG Heuer x Hodinkee Limited Edition als Hommage an die Carrera Skipper und die TAG Heuer x Revolution "Blue Dreamer". Die Carrera mit Glasbox-Gehäuse wurde im November 2018 von zwei auf drei Zähler umgestellt, als Hiroshi Fujiwara die TAG Heuer x Fragment Design Carrera entwarf, das erste Glasbox-Modell mit dem Calibre Heuer 02. Die Fragment Carrera schöpfte ihre Inspiration aus einer komplett schwarzen Carrera aus den späten 1960er-Jahren. Zur Feier des 160-jährigen Jubiläums der Marke im Jahr 2020 brachte TAG Heuer zwei neue Carreras mit Glasbox-Gehäuse und dem Uhrwerk Heuer 02 auf den Markt. Die Limited Edition Silver mit ihrem glänzend silbernen Zifferblatt erinnerte an die Schlichtheit der allerersten Carrera von 1963, während die Limited Edition "Montreal" die fröhlichen Farben des Montreal-Chronographen aus den frühen 1970er-Jahren mit der Eleganz der Carrera kombinierte.
Im Jahr 2021 sollten zwei weitere Carreras mit Glasbox und dem Uhrwerk Heuer 02 erscheinen, eine davon abgeleitet von dem Chronographen Carrera 45 Dato (um 1967) die andere mit einem blaugrünen Zifferblatt, einer völlig neuen Farbe für TAG Heuer.
Für die dreizehnte Generation des Modells gestaltete TAG Heuer das Gehäuse der Carrera neu. Das neue 41-Millimeter-Gehäuse war mit einer feststehenden Tachymeter-Lünette sowie kürzeren Bandanstößen und einem niedrigeren Profil für ein flacheres Erscheinungsbild ausgestattet. Der neue Designansatz erstreckte sich auch auf das Zifferblatt, wobei ein Großteil des Zifferblatttextes entfernt wurde und nur das TAG Heuer-Logo, der Name Carrera und das Wort "Automatic" übrig blieben. Diese Carrera Modelle wurden von dem Uhrwerk Calibre 16 mit drei Zählern bei 12, 9 und 6 Uhr und einem Datum bei 3 Uhr angetrieben. Zu den Modellen gehören eine Version mit schwarzem Zifferblatt (CBM2110) sowie ein Modell mit blauem Zifferblatt und Sonnenschliff (CBM2112).
Im Juli 2020 stellte TAG Heuer die Carrera "Sport Chronograph" Kollektion vor, vier 44-Millimeter-Modelle mit feststehenden Tachymeter-Lünetten, die alle von dem Uhrwerk Heuer 02 angetrieben werden. Diese Modelle besitzen größere Chronographenzähler für die Stunden (bei 9 Uhr) und die Minuten (bei 3 Uhr), mit einem kleineren laufenden Sekundenzähler bei 6 Uhr und einem Datumsfenster. Die Kombinationen von Zifferblatt und Lünette umfassen ein schwarzes Zifferblatt mit schwarzer Keramiklünette (CBN2A1B), ein blaues Zifferblatt mit blauer Keramiklünette (CBN2A1A), ein grünes Zifferblatt mit Edelstahllünette (CBN2A10) und ein schwarz-goldenes Zifferblatt mit schwarz-goldener Lünette (CBN2A5A).
Im September 2020 stellte TAG Heuer eine neue Version der Carrera vor, mit einem Gehäuse, das grundsätzlich der Geometrie des "Sport"-Modells folgte, mit der Ausnahme, dass die Uhr durch das Weglassen der Lünette ein 42-Millimeter-Gehäuse anstelle des 44-Millimeter-Gehäuses erhielt. Wie bei dem "Sport"-Modell sorgt das Uhrwerk Heuer 02 für den Antrieb, mit den gleichen größeren Zählern für Chronographenstunden und -minuten und einem kleineren Zähler für die laufende Sekunde und das Datumsfenster. Die Zifferblätter der vier 42-Millimeter-Versionen sind schwarz mit Opalisierung (CBN2010), silbern mit Opalisierung und roségoldenen Akzenten (CBN2013), blau mit Sonnenschliff (CBN2011) und anthrazit mit Sonnenschliff (CBN2012).