Die Kentucky ist eine einzigartige Kollektion unter den Vintage-Chronographen von Heuer. Während wir die Heuer-Chronographen der 1960er- und 70er-Jahre mit dem Motorsport in Verbindung bringen, war die Kentucky mit einer beliebten Verwendung von Heuer-Stoppuhren und -Chronographen aus dem späten 19. Jahrhundert verbunden – der Zeitmessung bei Pferderennen. Es war diese Verbindung, die dem Chronographen und den Uhren Kentucky ihre einzigartige Hufeisenform gaben.
Die Kentucky war ein entscheidender Punkt in der Geschichte der Marke Heuer, denn sie war die erste große Chronographenkollektion, die auf das Uhrwerk Valjoux 7750 setzte – anstelle des früheren Automatikwerks Chronomatic (Calibre 12). Mit einer Reihe von quarzbetriebenen Modellen, einige mit traditionellen Zeigern und einige mit digitalen Displays, blickte die Kentucky einer rosigen Zukunft entgegen.
Während die meisten klassischen Chronographen von Heuer aus den 1960ern und 1970ern einen starken Bezug zum Motorrennsport aufweisen, gibt es auch einige Ausnahmen, wie die Heuer Kentucky. Im Zuge der Idee, sich stärker auf den Absatz in seinem größten Markt zu konzentrieren, benannte Heuer mehrere Modelle nach nordamerikanischen Orten. Neben Kentucky entstanden so auch die Daytona, Memphis, Manhattan, Pasadena, und Montreal, wobei auch die Camaro und Easy Rider an die US-amerikanische Symbolik anknüpften. Heuer sah sich aber auch in der Position, eine Kollektion von Chronographen und Uhren nach dem Zentrum des Pferderennsports zu benennen, da viele der ersten Stoppuhren und Handchronographen der Marke im 19. Jahrhundert für den „Sport der Könige“ konzipiert worden waren.
Der Kentucky Chronograph, der 1977 auf den Markt kam, ging einher mit Heuers Übergang von der Chronomatic Uhrenreihe (Calibre 12) zu den Vajoux 7750 Uhrwerken. Er wurde ein Teil der ersten größeren Kollektion mechanischer Chronographen von Heuer seit 1969, die nicht auf das Chronomatic setzten. Die Uhrwerkreihe Valjoux 7750 sollte die Schweizer Uhrenindustrie dominieren. Dem Werk und seinen Nachfolgern stand eine lange Geschichte bei Heuer bevor, bis hin zum heutigen Tag in Form des nun als „Calibre 16“ bekannten Uhrwerks.
In seiner Autobiografie beschreibt Jack Heuer den Hintergrund des Designs der Kentucky:
„Wir hatten das Gehäuse der "Kentucky" in Form eines Hufeisens entworfen, damit das Modell ein anderes Kundensegment ansprach, welches wir erreichen wollten: das pferdebegeisterte Klientel. Der Name wurde dabei gewählt, um an das jährliche Kentucky Derby zu erinnern. Ich persönlich halte dieses Gehäuse für eines der schönsten Modelle, das wir je für einen Chronographen entworfen haben.“
Sieht man sich das Gehäuse der Kentucky genauer an, erkennt man, dass die scheinbar einfache Hufeisenform in Wirklichkeit ein kompliziertes Design ist, wie die Profilaufnahmen unten zeigen. Der obere Teil des Gehäuses bei der 12 Uhr Position hat die gleiche abgerundete, „weiche“ Form wie die Daytona (die ebenfalls 1977 eingeführt wurde). Zum Gehäuseboden hin allerdings gehen die Kurven in einen kantigeren abgewinkelten Keil über.
Der Gesamteffekt verleiht dem Gehäuse die zum Namen passende Hufeisenform, wobei das Heuer Logo nicht auf dem Zifferblatt, sondern auf der unteren Facette des Gehäuses oberhalb des ersten Armbandgliedes angebracht ist. Das Gehäuse ist mit zwei Schrauben im unteren Bereich des oberen Gehäuses versehen, die zum einzigartigen Erscheinungsbild der Kentucky beitragen.
Es gibt zwei analoge Kentucky Zifferblätter, die sich deutlich voneinander unterscheiden.
Das Chronographenzifferblatt hat das bekannte Layout des Uhrwerks Valjoux 7750 mit Zählern bei 12 Uhr (Chronographenminuten), 6 Uhr (Chronographenstunden) und 9 Uhr (kleine Sekunde) sowie einem Fenster für den Wochentag und das Datum bei 3 Uhr. Auf der Innenseite der verkürzten Indizes befinden sich Leuchtpunkte und auf dem Zifferblattring eine Tachymeterskala. Mit dem „Heuer“ Logo auf dem Gehäuse ist die „Kentucky“ der einzige Chronograph dieser Epoche, der den Namen Heuer nicht auf dem Zifferblatt trägt. Die Hauptzeiger für die Uhrzeit (Stunden und Minuten) haben eine relativ schmale, rechteckige Form mit Leucht- und Lackeinsätzen und entsprechen dem Stil der Stundenmarkierungen.
Das Quarzzifferblatt ist relativ konventionell gestaltet, mit dem Schriftzug „Kentucky“ oberhalb des Heuer Logos und dem Schriftzug „QUARTZ“ oberhalb des Datumsfensters bei 6 Uhr. Die für Heuer in den späten 1970ern charakteristischen schmalen rechteckigen Zeiger werden durch passend applizierte Stundenmarkierungen ergänzt. Das Quarzzifferblatt hat zwei Leuchtpunkte – einen am äußeren Rand der Stundenmarkierungen und einen weiteren auf dem Zifferblattring/Höhenring.
DIE HEUER KENTUCKY REIHE
Die Kentucky Reihe besteht aus drei verschiedenen Modellen: einem automatischen Chronographen, einer analogen Quarzuhr (mit traditionellen Zeigern) und einem digitalen Quarzchronographen (mit LCD-Anzeige), wobei alle Modelle das gleiche Gehäuse haben.
AUTOMATIK-CHRONOGRAPH
Die folgende Seite stammt aus dem Heuer Katalog von 1978 und zeigt die vier Varianten der Chronographenreihe – zwei Modelle aus Edelstahl (schwarzes oder blaues Zifferblatt) und zwei Modelle aus zwei Metallen (Gold und Edelstahl, silbernes oder schwarzes Zifferblatt).
Dieses Modell hat ein blaues Zifferblatt und ein Gehäuse aus Edelstahl.
Dieses Modell hat ein graues Zifferblatt und ein Gehäuse aus zwei Metallen (Edelstahl und Gold).
Dieses Modell hat ein schwarzes Zifferblatt und ein Gehäuse aus Edelstahl mit goldenen Akzenten.
Dieses Modell hat ein schwarzes Zifferblatt und ein Gehäuse aus Edelstahl.
Zu der Zeit, als die Kentucky auf den Markt kam, war der Einfluss der Quarzuhren bei den Schweizer Uhrenmarken bereits deutlich zu spüren. Viele der von Heuer neu eingeführten Uhren wurden in Quarzausführung angeboten. Die Kentucky bildete da keine Ausnahme. Es wurden sowohl analoge Modelle (mit traditionellen Zeigern) als auch Quarzmodelle mit Digitalanzeige verkauft.
Dieses Modell hat ein graues Zifferblatt mit goldenen Akzenten und Zeigern sowie goldenen Akzenten auf dem Gehäuse.
Dieses Modell hat ein champagnerfarbenes Zifferblatt mit goldenen Akzenten und Zeigern sowie goldenen Akzenten auf dem Gehäuse.
Dieses Modell hat ein schwarzes Zifferblatt mit weißen Akzenten und Zeigern sowie goldenen Akzenten auf dem Gehäuse.
Es gab zwei Versionen des Kentucky Chronographen mit digitaler Anzeige (d. h. ohne Zeiger zur Anzeige der Zeit). Beide Uhren tragen die Aufschrift „Assembled in Switzerland“, da das Modul für das digitale Uhrwerk in den Vereinigten Staaten hergestellt wurde.
Die Referenz 105.703 verfügte über ein einziges LCD-Display, das die Tageszeit anzeigte und auch für die Chronographenfunktionen (Stoppuhr) verwendet wurde. Per Betätigung des Drückers konnte der Benutzer Tag, Monat und Datum ablesen.
Die Referenz 102.713, die in geringerer Stückzahl produziert wurde, hatte zwei LCD-Displays, wobei das obere die Uhrzeit und die grundlegenden Chronographenfunktionen und das untere die Rundenzeiten (Zwischenzeiten) auswies. HEUER KENTUCKY 102.713
Das 1973 angekündigte und im folgenden Jahr lancierte Valjoux 7750 ist eine Legende der Schweizer Uhrmacherkunst. Alle mechanischen Versionen der Kentucky verwenden das Modell Valjoux 7750, wobei die Kentucky der erste Heuer Chronograph ist, der von diesem Uhrwerk angetrieben wird.
Die Kentucky Uhren mit analoger Quarzanzeige (Tageszeitzeiger) verwenden das Modul ESA 9362, ein Uhrwerk, das Heuer auch in anderen Drei-Zeiger-Quarzmodellen der gleichen Epoche (Carrera, Verona usw.) verwendet.
In den beiden Versionen der Kentucky mit Digitalanzeige wurden zwei verschiedene Uhrwerke verbaut. Die Kentucky mit einem Display verwendete Heuers hauseigenes Calibre 105, wie unten dargestellt.
Das Armband der Kentucky ist in das Gehäuse integriert und entspricht dem der Modelle Chronosplit und Manhattan. Da die Kentucky keine traditionellen Bandanstöße hat, kann der Besitzer kein Lederarmband verwenden.
Es war schwierig für Heuer, das integrierte Armband für die Kentucky zu produzieren. Jack Heuer erzählt die Geschichte in seinem Buch:
„1977 wurde unsere Produktion empfindlich gestört, als zwei unserer wichtigsten Lieferanten unerwartet in Konkurs gingen ... Der andere Lieferant, der plötzlich pleite machte, war La Centrale, eine alteingesessene Gehäusemanufaktur in Biel. Sie gehörte seit Jahren zu unseren Stammlieferanten und wir hatten ihr gerade den Auftrag erteilt, die Gehäuse für unseren neuen ‚Kentucky‘ Chronographen herzustellen ... Das Konkursgericht erlaubte uns, alle halbfertigen ‚Kentucky‘ Gehäuse einzuholen, und ich werde nie vergessen, wie einer meiner Manager und ich die düstere, mit Brettern verkleidete Fabrik von La Centrale betraten, um nach den Gehäusen zu suchen. Es war eine gespenstische und sehr bedrückende "Werkbesichtigung". Wir brachten schließlich die halbfertigen Gehäuse zu einem anderen unserer Gehäusehersteller und baten ihn, sie fertigzustellen. Natürlich waren sie darüber nicht glücklich, und es bedurfte etwas Überzeugungsarbeit, bevor sie schließlich einwilligten.
Als wir letztendlich die fertigen Gehäuse erhielten, entdeckten wir einen Fehler, der dazu führte, dass sich das integrierte Armband leicht vom Gehäuse löste. Einige Gehäuse mussten wir deswegen zurückgeben. Wir haben aus diesem Grund nur eine begrenzte Anzahl von Chronographenversionen der ‚Kentucky‘ hergestellt, die heute bei Sammlern sehr begehrt sind. Aber wir haben das gleiche Gehäuse auch für ein einfaches digitales Quarzwerk verwendet, sodass wir eine preisgünstigere Quarzuhr in unser Sortiment aufnehmen konnten.“