1986 war ein entscheidender Moment für TAG Heuer, sowohl als Unternehme,n als auch als Uhrenmarke. Nach der Einführung der ersten Taucheruhren im Jahr 1978 konnte TAG Heuer in den folgenden acht Jahren mit der Einführung von drei Kollektionen – der 1000 Series, der 2000 Series und der 3000 Series – an anfängliche Erfolge anknüpfen. Die Einführung der Executive Kollektion von 1984 ging einher mit dem Einstieg von Heuer in eine neue Kategorie – elegante hochwertige Uhren, die von Taucheruhren inspiriert waren.
Während TAG Heuer mit seinen Taucheruhrkollektionen große Erfolge feierte, revolutionierte eine völlig neue Kategorie von Uhren die Schweizer Uhrenindustrie. Als Quarzuhren aus Japan die Weltmärkte überschwemmten, begann im Herbst 1983 eine unabhängige Schweizer Uhrenmarke (Swatch), bunte Plastikuhren mit Quarzwerk und traditionellen Analogzeigern zu einem Preis von 50 Schweizer Franken zu verkaufen. Diese stilvollen, aber preisgünstigen Uhren eroberten die Welt im Sturm und verhalfen der Schweizer Uhrenindustrie gleichzeitig zu einem bedeutenden Aufschwung.
Als Techniques d'Avant Garde im Januar 1986 die Übernahme von Heuer abschloss, war TAG Heuer in der Lage, eine völlig neue Art von Uhren zu lancieren. Die neue Formula 1 Kollektion war weder ein Rennchronograph noch eine Taucheruhr, sondern sollte die Nachfrage nach farbenfrohen, preiswerten Quarzuhren bedienen. Der Name „Formula 1“ war perfekt für die neue Kollektion von TAG Heuer, da Jack Heuer in den 1960ern und 1970ern die Formel 1 gesponsert hatte und TAG Heuer 1985 eine lange Partnerschaft mit McLaren einging. Die TAG Heuer Kataloge jener Zeit verkündeten stolz, dass der Name „Formula 1“ zu Ehren des äußerst erfolgreichen Engagements des Unternehmens mit dem Marlboro McLaren Formel-1-Rennstall gewählt wurde.
Zugleich aber war die Wahl des Namens „Formula 1“ für die neue Kollektion auch symbolisch, da die einzige Gemeinsamkeit zwischen TAG und Heuer im Jahr 1986 vielleicht ihre tiefe Verbundenheit mit der Formel 1 war. Heuer war natürlich in den 1970ern Sponsor von Ferrari, während TAG von 1979 bis 1981 Hauptsponsor des Williams-Teams war, bevor es am Ende der Saison 1981 50 % von McLaren International kaufte. TAG finanzierte anschließend die Entwicklung des 1,5-Liter-Turbomotors von Porsche, der die McLaren-TAG-Autos 1984 und 1985 zu aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften führen sollte. TAG blieb auch Sponsor, als der Marlboro McLaren später in den 1980ern auf Honda-Motoren umstieg.
Die ersten TAG Heuer Kataloge der späten 1980er wurden von Taucheruhren und der neuen Formula 1 Kollektion dominiert, während die klassischen Chronographen aus den 1960ern und 1970ern ausgedient hatten.
Trotz des immensen Erfolgs der Formula 1 Kollektion mit über 3 000 000 verkauften Exemplaren hatte die Uhr, zumindest anfangs, nur ein kurzes Leben – sie wurde im Jahr 2000 eingestellt. Einige Jahre später aber wurde die Formula 1 wieder eingeführt, mit einem Fokus auf das untere Preissegment. Sie ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des TAG Heuer Sortiments und fängt mit ihren Designs die Faszination des Motorsports ein.
Die Formula 1 Uhren der ersten Generation wurden von Eddy Burgener entworfen und verwendeten eine innovative Gehäusekonstruktion – eine Mischung aus einem Innengehäuse aus Edelstahl und einer Glasfaserbeschichtung. Interessanterweise hatte Heuer bereits in den frühen 1970ern Glasfaser für die Gehäuse von zwei seiner Einstiegskollektionen, der Temporada und der East Rider, verwendet.
Das anfängliche Angebot an Formula 1 Uhren beschränkte sich auf zwei Größen (28 mm und 34 mm) mit farbenfrohen Gehäusen, die mit zuschneidbaren Kunststoffarmbändern kombiniert wurden. In den ersten Jahren der Formula 1 Kollektion (1986 bis 1990) standen Glasfasergehäuse in Schwarz, Weiß, Rot, Blau und Rosa zur Auswahl, wobei das Angebot durch leuchtende Lünetten in Grün und Gelb erweitert wurde. Die Zifferblattfarben boten ein ähnliches Farbspektrum – zusammen mit einer Auswahl an Leuchtzifferblättern, die an das Tauchuhrerbe des Unternehmens erinnern.
Das Design unterscheidet sich von allen anderen zeitgenössischen Heuer oder TAG Heuer Uhren. Die einzigen vertrauten Designmerkmale sind die Zeiger im Mercedes-Stil, die bereits bei vielen Taucheruhren der Marke verwendet werden.
1987 wurde das Sortiment um ein Gehäuse und ein Armband aus Edelstahl sowie um eine Reihe neuer Farben erweitert. Die Glasfasermodelle wurden bis 1993/4 verkauft und gelten heute als die emblematischen Uhren der Formula 1 Kollektion.
Die Formula 1 Uhren der ersten Serie verwenden eine Vielzahl von Quarzwerken. Während die ersten Varianten verwenden entweder ein Harley Ronda SA 705 Uhrwerk oder ein ESA 965.312 Modul verwenden, ist die Mehrzahl der späteren Uhren mit dem ETA 955.412/955.414 Uhrwerk ausgestattet.
In Anlehnung an den sportlichen Hintergrund der Formula 1 ergänzte TAG Heuer 1989 die Kollektion um einen Chronographen.
Der Formula 1 Chronograph wurde von einem komplexen mechanischen Quarzuhrwerk angetrieben, das von Ronda hergestellt wurde. Das Modul verfügte über eine ungewöhnliche analoge Datumsanzeige bei 6 Uhr, die verstrichenen Minuten bei 3 Uhr und die Sekunden des Chronographen bei 9 Uhr. Im Einklang mit dem farbenfrohen Stil, der die Formula 1 Kollektion prägt, standen die Zifferblätter in Schwarz, Blau und Grau zur Auswahl, wobei das Modell mit dem grauen Zifferblatt eine leuchtend rote Lünette und ein rotes Armband aufwies. Modelle mit schwarzem und blauem Zifferblatt waren mit passenden Armbändern und Lünetten ausgestattet.
1991 führte TAG Heuer eine aktualisierte Version des Formula 1 Chronographen ein. In einem traditionelleren Ansatz und Layout wurde das Datum gestrichen. Die drei Zähler zeigen Stunden, Minuten und 1/10-Sekunden an, wobei die Chronographensekunde durch den auf dem mittleren Trieb montierten Zeiger angezeigt wird.
Von 1991 bis 1995 trug das Zifferblatt dieser Version des Chronographen die Aufschrift „1/10th“ unter dem TAG Heuer Logo und „Chronograph“ bei 9 Uhr.
Nach mehr als 12 Jahren in unveränderter Form brachte TAG Heuer 1998 eine neue Formula 1 Serie auf den Markt, wobei die Basisuhr gestrichen und das Chronographenmodell aufgewertet wurde. Der Chronograph der Series 2 hat das gleiche Gehäusedesign wie das Original, aber ein deutlich anderes Zifferblatt: große arabische Ziffern für die Stunden und eine kleinere Minutenskala am äußeren Rand, mit einem gemusterten Innenkreis. Das Modell der Series 2 verwendet dreieckige Zeiger sowohl für die Uhrzeit als auch für den Chronographen. Die Formula 1 Series 2 verwendet weiterhin das Uhrwerk ETA 251.262 und führt ein Kautschukarmband als Option ein.
LVMH übernahm TAG Heuer 1999, und trotz des Erfolgs der Formula 1 Kollektion wurde diese im Jahr 2000 aus dem TAG Heuer Katalog gestrichen. Auch wenn sich die Formula 1 stets gut verkauft hatte, passten das niedrige Preissegment und der legere Stil der Kollektion nicht zu den Plänen von LVMH, die Marke in den gehobenen Markt zu führen.
Während der günstige Verkaufspreis der Formula 1 Kollektion 1985 noch sinnvoll war, hatte sich der Markt verändert, sodass eine Uhr mit Mineralglas und einer Kunststofflünette im Jahr 2000 einfach als zu kompromisslos angesehen wurde, insbesondere für eine Marke, die zu einem Luxuskonzern gehörte. Die Heuer und TAG Heuer Kollektionen hatten sich immer von einem Jahrzehnt zum nächsten weiterentwickelt. Die Formula 1 Kollektion mag zwar Mitte der 1980er (nach der Übernahme von Heuer durch TAG) perfekt für die Marke gewesen sein, aber der Stil und die Konstruktion entsprachen nicht der Strategie, die LVMH der Marke TAG Heuer vermittelte.
Nach einer Pause von vier Jahren verhalf TAG Heuer der Kollektion Formula 1 im Jahr 2004 mit einem völlig neuen Design und verbesserten Materialien zu einem Comeback.
Die Series 3 der Formula 1 Kollektion verfügte über eine Lünette aus mit Titankarbid beschichtetem Edelstahl, ein Gehäuse aus Edelstahl 316L und ein Saphirglas. Das Zifferblatt der Formula 1 präsentiert sich in einem völlig neuen Look mit Indizes und Ziffern in Metalloptik bei 12, 3, 6 und 9 Uhr. Auch die Zeiger wurden neu gestaltet, behielten aber ihre grundlegende dreieckige Geometrie bei.
Die Grundform des Gehäuses und der Lünette der Formula 1 Series 3 blieb unverändert und orientierte sich an den ursprünglichen Modellen. Die Formula 1 Series 3 hatte ein 40-mm-Gehäuse (im Vergleich zu den 34 mm des Vorgängermodells) und entsprach damit dem Zeitgeist. Ein Markenzeichen der Formula 1 Series 3 Kollektion war die Verwendung von „Stoßfängern“ aus Polyurethan auf beiden Seiten des Gehäuses, die den Modellen ein unverwechselbares Erscheinungsbild verliehen.
Allgemein zeichnete sich die Formula 1 Series 3 durch ein imposantes, trendiges Design aus, das ihrer Positionierung als jugendliche, weniger formelle Uhr im TAG Heuer Katalog gerecht wurde. In der Werbung für die Formula 1 verwendete TAG Heuer den Slogan „Chill Out“, um die Positionierung der Kollektion als Freizeituhr zu unterstreichen.
TAG Heuer führte auch neue Uhrwerke für die Formula 1 Series 3 Modelle ein. Die Formula 1 Uhr wurde vom ETA F06.111 angetrieben, die Chronographenversion (mit dem charakteristischen dreifarbigen Zähler bei 6 Uhr) vom ETA G10.711.
Alle Formula 1 Uhren von 2004 bis heute tragen den Schriftzug „TAG Heuer Formula 1“ auf dem Zifferblatt und nicht lediglich den Modellnamen „Formula 1“ wie bei anderen TAG Heuer Uhren.
Die vierte Serie der Formula 1 Kollektion ist eine Weiterentwicklung des überarbeiteten Designs von 2003. Die markanten Stoßfänger aus Polyurethan an den Seiten des Gehäuses wurden durch „TAG Heuer“ Branding ersetzt.
Die neue Version der Formula 1 Series 4 war 1 mm größer als das Vorgängermodell – 41 mm sowohl für die Uhr als auch für den Chronographen – und verwendete erneut verbesserte Materialien, vor allem im Hinblick auf das Finish der Lünette, die nun mit erhabenen, fein gebürsteten Ziffern versehen war (im Gegensatz zu den zuvor eingravierten und aufgemalten Ziffern).
Die neue Version des Formula 1 Chronographen zeichnete sich durch einen überdimensionierten Zähler bei 6 Uhr aus, der ebenfalls von einem silbernen Ring eingerahmt wurde. Die Formula 1 verwendete für alle Stunden Indizes und fügte der Minutenskala am äußeren Rand des Zifferblatts 5-Minuten-Ziffern hinzu.
Sowohl der Chronograph als auch die Drei-Zeiger-Uhr wurden mit denselben Uhrwerken ausgestattet: dem ETA G10.711 bzw. ETA F06.111.
2008 wurden mehrere Erweiterungen der Formula 1 Series 4 Kollektion eingeführt, dank derer die Uhren aktuell und modisch blieben.
Die Reihe Grande Date (so genannt wegen des zweistelligen Datumsfensters bei 12 Uhr) wurde 2008 im Verbund mit einem überdimensionalen 44-mm-Gehäuse eingeführt. Während die Zähler bei 9 und 6 Uhr an die Instrumente eines Rennwagens erinnerten, symbolisierte die Tachymeterskala auf dem Zifferblatt genau das, was eine Rennuhr seit Jahrzehnten ausmachte. Die Grande Date Chronograph war mit dem Uhrwerk Ronda 5040B ausgestattet.
Im folgenden Jahr brachte TAG Heuer eine Drei-Zeiger-Version der Grande Date Formula 1 auf den Markt, die dasselbe 44-mm-Gehäuse verwendete. Dieses Modell brachte die aufgedruckten Ziffern auf das Zifferblatt zurück und verwendete zum ersten Mal ein kontrastierendes Zähler bei 6 Uhr, um die laufende Sekunde anzuzeigen. Die Grande Date Formula 1 Uhr verwendete ein Ronda 6004B Quarzwerk.
2010 brachte TAG Heuer eine zweite Version der Formula 1 Uhr heraus. Zu den zentralen Elementen des überarbeiteten Designs gehörten überdimensionale arabische Ziffern für die Stunden bei 3, 6, 9 und 12 Uhr sowie Leuchtpunkte für alle restlichen Stunden. Die neuen Uhren gab es in einer Vielzahl von Farben, darunter Khaki und Orange.
2012 brachte TAG Heuer eine überarbeitete Formula 1 Kollektion auf den Markt. Während die Gehäuseform gleich blieb, entschied sich die Marke bei den Uhren- und Chronographenmodellen für ein 42-mm-Gehäuse. Anstelle der aufwendigeren Designs traten polierte Kanten, verbesserte Qualität und ein etwas reifer wirkendes Wesen.
Mit der Formula 1 Series 5 wurde erstmals auch eine Reihe von Automatikwerken aus Basis des Calibre 16 eingeführt. Obgleich sie auch weiterhin in das traditionelle Formula 1 Gehäuse verbaut wurden, führte die Verwendung mechanischer Uhrwerke die Formula 1 in ein anderes Marktsegment.
Die Formula 1 Modelle von 2015 beinhalteten vielleicht die bedeutendsten Veränderungen in der fast 30-jährigen Geschichte der Kollektion. Anstelle des Gehäusedesigns, das seit der Einführung der Formula 1 Kollektion im Jahr 1986 verwendet und weiterentwickelt worden war, entschied sich TAG Heuer für einen völlig neuen Gehäusestil. Dieses neue Gehäuse für die Formula 1 griff den Stil des Autavia Chronographen aus den 1970ern auf – eine passende Hommage an die enge jahrzehntelange Verbindung der Marke mit dem Rennsport.
Während die Formula 1 weiterhin Quarzwerke in die Kollektion integrierte, erweiterte TAG Heuer die Anzahl der mechanischen Werke um die Varianten Calibre 5, 6 und 7.
Das vom Autavia Chronographen der 1970er inspirierte Formula 1 Gehäuse in C-Form wird auch 2020 weitergeführt. Das vielleicht bedeutendste Ereignis der modernen Formula 1 Kollektion steht im Zeichen der Zusammenarbeit zwischen TAG Heuer und Fragment, der legendären japanischen Streetwear-Marke von Hiroshi Fujiwara. Die Formula 1 Fragment Limited Edition war ein Premiummodell, das zum ersten Mal in der Kollektion mit dem hauseigenen Uhrwerk Heuer 02 ausgestattet war und durch ein Design bestach, das mehr an die Autavia der 1970er als an die Formula 1 von 1986 erinnerte. Im Einklang mit dem von Fujiwara bevorzugten minimalistischen Ansatz wurden auf dem Zifferblatt rote Punkte zur Markierung der Stunden und Rauten am Zifferblattrand für Minuten/Sekunden und ¼-Sekunden-Schritte verwendet.
Da die Formula 1 Uhren und Chronographen in der Regel zu den preiswertesten Uhren im TAG Heuer Katalog gehörten, war die Formula 1 Kollektion die bevorzugte Wahl für viele limitierte und Sonderausgaben.
Zum Beispiel gibt es frühe Formula 1 Uhren mit drei Zeigern und dem „Wings and Wheel“-Logo des Indianapolis Motor Speedway auf dem Zifferblatt. Diese kleinen leichten Glasfasermodelle stehen im Gegensatz zu dem limitierten Chronographen, den TAG Heuer für das Indianapolis 500 im Jahr 2022 herstellte und der mit einer Genauigkeit von einer 1/10-Sekunde und der legendären Pagode der Rennstrecke auf dem unteren Teil des Zifferblatts ausgestattet war.
TAG Heuer hatte eine besondere Beziehung zu dem legendären Formel-1-Champion Aryton Senna, der im Laufe seiner Karriere verschiedene TAG Heuer Uhren und Chronographen trug. Im Jahr 2022 ehrte TAG Heuer Senna mit einer Special Edition des Formula 1 Chronographen, die seinen Namen und sein Logo auf dem Zifferblatt und der Lünette sowie rote Akzente auf dem Zifferblatt, der Lünette, der Krone und dem oberen Drücker trug.
Angetrieben wurde diese Limited Edition vom TAG Heuer Automatikwerk Calibre 16 mit Chronographenzählern bei 6, 9 und 12 Uhr. Der massive Gehäuseboden war ferner mit einer Abbildung von Sennas Rennhelm verziert.